Leute! Ihr wisst vielleicht nicht, dass Behinderte ihre
Gefühle nicht so ausdrücken können wie normale Menschen. Ich meine damit nicht
die Gefühle Freude, Trauer, Wut, sondern das Gefühl Angst. Um das mal etwas
genauer zu definieren: Ich kriege manchmal ausgerechnet bei klassischer Musik
Angst. Wenn die Geigen so hoch rauf gehen, oder wenn im Chor irgendetwas
bedrohlich klingt, oder wenn es so klingt, als ob gleich jemand sterben würde,
dann spüre ich, wie mein Kopf innerlich wehtut. Und wenn das passiert, dann
muss ich kichern. Das ist kein normales Kichern, sondern so ein ängstliches
Kichern, und ich kann das nicht unterdrücken - auch nicht, wenn man sagt: "Entspann dich".
Wenn ich dann kichere, dann ist das wie ein
Befreiungsschlag. Da löst sich die Spannung in meinem Kopf, und dann denke ich „So,
alles wieder gut!“
Das heißt, auch bei sogenannter moderner Musik kriege ich
die Krise: Lore und ich waren nämlich mal in einem Klavierabend, und da hat der
Pianist auf dem Flügel herumgetreten und gehauen, und in meinem Kopf brach dieses
Gewitter los. Wir haben in der Pause
fluchtartig diesen Ort verlassen, aber als wir nochmal an einem anderen Abend
dort waren, wurde ich verkrampft, sobald Lore mich in den Saal schob, und dann
war das Gekicher vorprogramiert, obwohl nur Schubert gespielt wurde… Ich bin dann
da nicht nochmal hingegangen!
Also Leute, wenn ihr in Konzerten Behinderte seht, die
kichern, dann wisst ihr, dass bei denen gerade ein Gewitter im Kopf losgeht, und wenn ihr denkt, der hört
nicht richtig zu, - ganz im Gegenteil! Die Musik löst bei ihm das Gewitter aus!
Ich gehe aber trotzdem total gern in klassische Konzerte –
und übrigens: bei Popmusik oder Oldies ist der Himmel in meinem Kopf blau!