Sonntag, 19. Mai 2013

Lampenfieber vor der Premiere

Leute! Ihr habt lange nichts mehr von mir gelesen. Aber man höre und staune: ich bin noch am Leben!

Gerade ist im Stift sehr große Aufregung weil unser FSJler Sven kurz vor einer Theaterpremiere steht. Sven ist in so einer Theatergruppe in Spandau, und die haben ein Stück namens "Freier Fall" selber geschrieben, und das soll am 7. Juni auf den Brettern, die die Welt bedeuten, aufgeführt werden. Natürlich gehen wir - ich und mein Freund Tilli aus der Gruppe - zur Premiere und zur After-Show-Party! Das wird sehr spät werden, deshalb nehmen uns Elke (Tills Mama) und Lore (meine Mama) hinterher mit in die elterlichen Behausungen.

Sven hat natürlich viele Proben, aber er findet immer noch Zeit, mir aus "Faust" vorzulesen. Ich finde das total interessant! Er liest auch immer die Bühnenanweisungen vor, das gefällt mir besonders, weil ich mir dann immer vorstelle, ich bin der Regisseur von Sven, Leo, und probe "Faust".

Unser Sveni spielt in dem Stück die Hauptrolle! Deswegen hat mein Sonnenschein natürlich auch Lampenfieber. Ich versuche, dieses Fieber zu reduzieren, indem ich sage: "Soo, jetzt atme mal gaaanz ruhig!" Und wenn er nicht so bei der Sache ist, dann sage ich: "Sve-en! Du bist nicht in der Rolle!"

Manchmal mache ich auch zu Hause Dialoge zwischen Leo und Sven bei der Probe, zum Beispiel so:

Leo sagt: "Wir haben ein Lichtproblem!"
Sven sagt: "Mehr Licht!"
Leo dann so: "Wir proben hier nicht Goethe!"
Und Sven: "Ja! Aber ich wollte dich beeindrucken!"
Und Leo dann: "Du beeindruckst mich viel mehr, wenn du bei der Premiere alles gibst!"

Ich jedenfalls - bzw. wir - glauben daran, dass unser Sveni bei der Premiere alles gibt!

Sonntag, 10. März 2013

Abschied von Anja

Leute, in unserem Team gibt's so einige Neuerungen!
Letzten Dienstag hatten wir, wie immer, Bewohnerrunde, und Ariane sagte: "Es gibt so einige Veränderungen im Team. Unsere, wie ich finde, tolle Anja verlässt die Gruppe Vier! Die Gruppe Sechs braucht Leute, und zwar welche mit Erfahrung, und deshalb hat es unsere Anja getroffen."
Ich dachte: "Nei-hein! Und was wird aus unserem altbewährtem Fipsi-Spiel?" Fipsi, oder auch Philipp genannt, ist der süße Sohn von Anja, und immer, wenn sie da war, haben wir Familie Kridemann gespielt. Aber Ariane versuchte gleich, beruhigend auf mich einzuwirken. Sie sagte: "Die Anja ist doch nicht weg! Die kommt dann noch am Wochenende zu uns!" Und ich dachte: "Uff! Dann ist das Fipsi-Spiel gerettet - wenigstens ein bisschen."
Und die zweite große Veränderung ist, dass Frauke wieder studiert. Frauke war meine Mentorin und organisierte alles, was mich betraf - wie Reisen, Kontakt zu Lore, Einkäufe, Arztbesuche usw. Aber das Coole ist, dass die Ariane beschlossen hat, dass sie jetzt in Zukunft meine Mentorin ist, weil Frauke nur noch zweimal in der Woche da ist. Ariane füllt das Mentorinnen-Amt auch super aus, und ich hab innerlich gejubelt und dachte: "Jaaa, Ariane als Mentorin ist auch super!"
Aber zurück zu meiner Sonne Anja. Wir haben uns in den Armen gelegen und haben nur geheult! Und ich dachte: "Och Anja! Wer erzählt mir jetzt von Fipsi? Und von Oma, und von Rolf (das ist ihr Mann)?" Anja trocknete meine nicht endenwollenden Tränen und sagte: "Och Maus! Ich besuche euch ganz, ganz oft! Aber wenn die Beate mich in der Sechs haben will, dann kann ich nicht einfach bei euch bleiben, so gern ich das tun würde!"
Übrigens haben wir jetzt schon eine neue Betreuerin, die sieht total nett aus, die wird Anjas Position, wie ich glaube, gut einnehmen.

Sonntag, 13. Januar 2013

Ein Katerleben

Leute! Heute möchte ich über Max berichten. Max war unser dicker, roter Kater. Wenn ich nach Hause kam, lag unser Katertier oft bei Mama auf dem Bett und ließ sich von ihr den Bauch kraulen, oder er kam abends beim "Tatort" auf Mamas Schoß und hat mit Fernsehen geguckt. Und immer, wenn Mama unser Weihnachtsessen kochte, war er mit von der Partie: er war immer in der Küche und hat geschnuppert, weil es so gut roch, und Mama war großzügig und hat ihm Fleisch in seinen Futternapf getan.
Aber in der letzten Zeit ging es unserem Katertier nicht mehr so rosig. Er magerte immer mehr ab, fraß fast nichts mehr, mußte eine Spezialnahrung kriegen und schlief sehr viel. Und dann hörte er ganz auf zu fressen und wurde immer schwächer.
Als ich eines Freitagnachmittags von Mami, wie gewohnt, ins Wochenende geholt wurde, sagte Mama: "Du, mit dem Max geht's zu Ende. Nachher kommt Frau Lankes (unsere Tierärztin) und schläfert ihn ein. Willst du dabei sein oder lieber ein bißchen Fernsehen gucken?"
Ich sagte: "Ich  will dabei sein." "Gut", sagte Mama.
Zuhause schob mich Mami gleich fürsorglich ins Schlafzimmer, wo unser Max auf dem Bett lag und nur noch flach atmete. Er ließ sich trotzdem noch gerne streicheln. Mama holte Wasser und gab ihm zu trinken. Er hatte ganz große Pupillen und guckte Mama immer so fragend an, als ob er sagen wollte: "Wann bin ich erlöst?" Er hatte eine ganz verschleimte Nase und konnte schlecht atmen. Mama und Papa streichelten ihn ganz viel, und das fand er schön.
Endlich, gegen acht Uhr abends, klingelte es, und Frau Lankes kam. Mama führte sie gleich ins Schlafzimmer, und ich dachte: "Nein!"
Aber die Mama kuschelte mit mir und sagte: "Du weißt doch, dass er irgendwann sterben muss." Und Frau Lankes war für mich auch eine Beruhigung, weil ich jetzt dachte: "So, jetzt ist Max gleich erlöst."
Sie holte eine Spritze aus ihrer Tasche und gab sie ihm. Mama streichelte Max die ganze Zeit beruhigend. Er bäumte sich noch kurz auf und fiel dann in Narkose. Wir waren alle ziemlich "down", und wir hatten alle Tränen in den Augen.
Frau Lankes blieb noch, bis die Herztöne von Max nicht mehr zu hören waren.

Leute - wenn ihr auch Tiere habt, trauert um sie; aber nicht zu sehr, sonst macht ihr euch selber und den Tieren das Leben schwer.
Klar, ab und zu denkt man: "Ach, hätte ich doch noch mehr getan!" Aber andererseits hat Max ein superschönes Leben gehabt. Er wurde bekuschelt, und immer wenn Besuch kam, ist er gleich auf den Schoß und hat sich wohlig zusammengerollt. Manchmal dachte ich sogar: "Mensch  Max, hast du es gut! Du kannst dich einfach auf Mamas Schoß legen und wirst gekrault!"
Wenn ich nach Hause komme, denke ich immer noch: "So, jetzt müßte gleich der Max durch die Küche tapsen und miauen."
Aber da ist kein Max mehr.
Aber wir haben in unseren Herzen noch sein Bild.