Dienstag, 28. Dezember 2010

Eine traurige Karte

Am Tag vor Weihnachten erhielten wir eine Karte von meinem Onkel Hermann, in der stand, daß für sie dieses Weihnachten ziemlich traurig ist, und mehr wollte er nicht sagen. Das klang irgendwie ungewohnt, weil er sonst immer fröhliche Karten schreibt, und wie ich meinen Onkel Hermann kenne, normalerweise kein Kind von Traurigkeit ist.
Das wirkt auf mich wie ein Hilferuf, und ich würde sofort hinfahren und ihn da rausholen aus dem tiefen Loch, aber das Doofe ist, ich kann nicht hinfahren, bzw. wir können nicht hinfahren, weil Berlin eine Winterlandschaft ist und die Autobahn eine Rutschbahn. Also hab ich mir überlegt, was tun? Und ich bin zu dem Ergebnis gekommen, ich schreibe was in meinem Blog, vielleicht kann man ihn damit aufbauen.
Also, Hermann: Wir sind da! Für deine Tränen, wenn du reden willst - ich bin eine gute Zuhörerin! Ich weiß, wie das ist, wenn man ganz unten ist. Dann will man niemanden sehen und niemanden hören. Aber es ist vielleicht ganz gut, wenn du uns mal anrufst. Dann kann die Lore aufbauende Worte sagen, und ich sage jetzt schon: Kopf hoch! Wir sind immer erreichbar, wenn du nicht weiterweißt. Lore und ich sind da jederzeit offen. Raus damit! Du bist uns nicht egal, du bist uns wichtig!
Also, aufwärts! Und wie gesagt, wir stehen dir bei!

Sonntag, 12. Dezember 2010

Wunderschönes Kinderkonzert in Pankow

Leute, es ist einiges passiert. Wo fangen wir an? Uff, so viel ist in meinem Kopf, ich muß das erstmal alles ordnen!

Also: Erstmal war Weihnachtsmarkt im Johannesstift. Es gab nicht soo viel Interessantes, weil wir den Weihnachtsmarkt zu früh gestürmt haben. Da hatten viele Stände noch gar nichts aufgebaut. Wir konnten aber nur so früh,weil wir gleich weiter fahren wollten nach Pankow, weil dort Christiane und ihr Schatz ein Kinderchorkonzert hatten. Wir haben es uns aber auf dem Weihnachtsmarkt erstmal mit Waffeln und Kaffee gutgehen lassen, und Mama hat natürlich mal wieder an einem Stand mit selbstgestrickten Sachen zugeschlagen; sie hat einen Kuschelschal und ganz warme Socken gekauft. Dann ab ins Auto, kurz nach Hause, und dann ab nach Pankow! Uff, war das eine Himmelfahrt! Aber es hat sich gelohnt!

Als wir da ankamen, sagte die Mama: "Oh, da sind ja Stufen!" Aber hilfsbereite Besucher hievten den schweren Rolli mit Inhalt hoch. Die Kirche war schon bis auf den letzten Platz gefüllt, aber als wir unsere Blicke so schweifen ließen, rief eine alte Frau uns zu: "Warten Sie, wir rücken ein bißchen zusammen", und so saßen wir vorne in der goldenen Mitte!
Als wir da noch so rumstanden, trat ein älterer Herr zu uns und sagte: "Sind Sie Familie Brüggemann? Ich bin Doktor Walter Söndgen." Ich dachte: "Nein, das darf ja wohl nicht wahr sein - ich treffe mein Idol Walter!!!" Und dann hat er sich bei mir bedankt für meinen Blog, den ich schreiben mußte, als es ihm so schlecht ging. Er hat gesagt, daß mein Blog ihm Kraft gegeben hat!! Ich dachte, "och Walter, das ist so schön, daß du mal in Berlin bist!"
So, das nur zu Walter. Jetzt kommt das übrige Konzert. Wir haben "Tochter Zion" gesungen, und ab und zu habe ich "ach Walter" geseufzt; und dann haben die Kinderchöre gesungen, und dann zum Schluß kam Christiane zu uns und ich empfing sie mit strahlenden Augen!

Was wir sonst noch alles in der letzten Zeit erlebt haben, reiche ich nach.

Leute, wenn ihr mal Christophs und Christanes Kinderchöre hören wollt, kommt einfach nach Berlin!

Sonntag, 5. Dezember 2010

Mein erster richtiger Film

Leute, es gibt ja Regisseure, die mich nicht so interessieren, aber mein Bruderherz ist ein ganz besonderer Regisseur! Ich sag gleich, warum! Erstmal der Reihe nach.
Also: vor drei Wochen fuhr unser Vito im Johannesstift vor, und Mama lud mich, warm eingepackt - mit dicken Lammfellstiefeln, Steppmantel, Schal, Handschuhen und Mütze - ein, und ab ging's zum Tempelhofer Flughafen. Dort erwartete uns schon die Filmcrew, bestehend aus Anna, Dietrich, Charlotte und einigen anderen Teammitgliedern und Schauspielern, alles Freunde von Anna und Dietrich. Und dann ging die Probe los. Es wurde an einem Stück gedreht, und man mußte das Ganze von Anfang bis Ende durchspielen. Wir haben ungefähr zweimal geprobt und dann fünfmal gedreht.
Ich mußte bei einer Szene immer so ein Schild hochhalten, da stand drauf: "Behinderte gehören auch dazu". Der Film handelt nämlich von Integration.
Wir haben aber nicht die ganze Zeit gearbeitet, es gab zwischendurch eine kleine Stärkung. Das war aber auch notwendig, weil der Wettergott nicht gerade so tolles Wetter geschickt hatte. Es regnete und der Wind heulte, und Mama mußte mich ab und zu fragen: "Geht's noch, oder ist es dir zu kalt?" Und ich antwortete: "Ich will bis zum Schluß mitmachen! Nicht daß du jetzt meinst, du müßtest mich ins Auto verfrachten und das war's!"

Und so hielten wir bis zum Schluß durch, aber hinterher war ich doch ein bißchen k.o.! Und dann fuhren wir in die elterliche Wohnung und ruhten ein bißchen aus von dem aufregenden Dreh.

So Leute, das war mein Dreh mit Dietrich! Wenn der Film irgendwo läuft, guckt euch den an! Er heißt "One Shot", und ich finde den ziemlich witzig.

Sonntag, 7. November 2010

Vier Tage in der Klinik

Leute! Es gibt ja Krankenhäuser, wo man denkt, Oh Gott, hoffentlich bin ich da bald wieder raus!
Aber nicht so in der Oberlinklinik in Potsdam-Babelsberg. Da wurde ich kürzlich nach Strich und Faden untersucht, weil mein Rücken bei vielen Bewegungen wehtut, vor allem, wenn ich vom Rollstuhl aufs Bett gelegt werde.
Ich wurde vom Fahrdienst im Stift abgeholt, dann wurde ich nach Schöneberg verfrachtet, und dann in Mamas Auto. Dann ging die Fahrt los nach Potsdam-Babelbsberg. Wir kamen pünktlich an und gingen erstmal zum Anmelden und dann auf die Station D. Da vertrieben wir uns die Zeit mit "Süderhof"-Vorlesen, und irgendwann wurde unser Zimmer frei. Dann wurde ich von der Ärztin untersucht, und nachmittags hat sich die Physiotherapeutin Melanie meine Kontrakturen vorgenommen, und dann kam der Oberarzt Dr. Drohla und hat gesagt, was am nächsten Tag durchgeführt werden sollte.
Am nächsten Tag wurde ich erst geröntgt, und dann wurde mir eine Spritze ins Hüftgelenk gegeben; in der Spritze war ein Schmerzmittel. Dann kam die Melanie zum Einsatz; sie hat mich durchbewegt, und ich mußte sagen, wann der Schmerz auftrat. Es war aber kein Unterschied zu sonst! Dann kam nochmal der Dr. Drohla und hat nachgefragt, und das war's eigentlich. An den anderen Tage war ich mal im Stehständer, und am Motomed, das war so eine Art Fahrrad, und ich war sogar in einem Laufständer. Das war für mich mal wieder eine neue Erfahrung und hat mir mal wieder gezeigt, was in mir steckt.

Nicht daß ihr denkt, Klinikaufenthalt besteht nur aus Untersuchungen. Nein, es gab leckeres Frühstück, dann kam die Visite, die von einer netten Krankenschwester namens Caro auch "Horde" genannt wurde, was ich lustig fand, und außerdem gab es natürlich Mittag- und Abendessen. Und zwischendurch Besuch: von Papa und Anna, und die Uli aus meinem Stift hat mich angerufen.
Auf der Station war es buntgemischt von nicht so schwer behinderten Kindern bis zu sehr schwer behinderten. Von denen fand ich die Anne besonders süß, die war immer trotz der schweren Behinderung ein Sonnenschein. Ich fand die Mütter alle sehr nett, die hatten so einen trockenen Humor.
Das Ergebnis von all den Untersuchungen ist: ich muß Ende Februar an den Füßen operiert werden, am Rücken wollen sie erstmal nichts unternehmen, weil das zu stressig wäre. Aber bei den Füßen, das ist ist nicht so eine hammergroße OP, und ich kann dann endlich bessere Schuhe tragen.
Man höre und staune: ich freue mich auf Februar!

Sonntag, 18. Juli 2010

Sommer und Weimar und Herzogsägmühle

Dreiunddreißig Grad im Schatten - Leute, war das ein Sommeranfang! Im Johannesstift hat man die Hitze aber nicht so gemerkt, nur wenn man woanders war, dann hat man gedacht "Huch, ist das heiß!"

A propos "woanders": ich war oder besser wir waren wirklich woanders - in der Goethestadt Weimar. Also der Reihe nach. Meine Erzeuger hatten mir zu meinem Wiegenfest eine Städtereise geschenkt, und die führte nach Weimar. Also drei Tage Weimar, von Donnerstag bis Samstag. Am 8. Juli fuhren wir mit dem Auto los. Es war im Auto schon brütend heiß, aber wir haben den Luxus einer Klimaanlage! Die trat dann in Aktion, und das brachte uns etwas Abkühlung. Die ganze Zeit ist Mama gefahren, weil Charlotte einen steifen Hals hatte, das war richtig doof. Leute, nicht daß ihr jetzt denkt "Oh Gott", das arme Clärchen! Ich fand das für die Charlotte etwas ungemütlich, nicht Mamas Fahrweise (die fand ich ziemlich cool).

Unser Domizil in Weimar hatte leider eine Treppe, obwohl das im Erdgeschoß war, aber irgendwie hievten mich Charlotte, Papa und Mama die Treppe hoch. Die Wohnung war etwas spießig eingerichtet, so komische Sekretäre und Schränke und Stühle, die man sonst nie sieht, höchstens in richtig doofen Filmen.

Aber man konnte zu Fuß das Stadtzentrum unsicher machen! Und das taten wir- in Form von Eisessen, Bummeln etcetera! Dann ruhten wir ein bißchen in der kühlen Ferienwohnung, und dann ging's nochmal los zum Abendessen. Ich hatte wie fast immer ein Wiener Schnitzel. Nach dem Mahl saßen wir ganz gepflegt in unserer Loggia, und dann fielen wir in Morpheus' Arme.

Leute, um meinen Bericht abzurunden: wir waren nicht die ganze Zeit in der Ferienwohnung, sondern auch mal außerhalb des Domizils, und haben zum Beispiel die Eisdielen ausprobiert, oder die Restaurants mit unserer Gegenwart beglückt! Und natürlich waren wir auch in dem Goehte-Park! Uff, war das heiß! Aber ich hatte ja meine Zofen: Mama, Papa und Charlotte haben mich mit einem kühlen nassen Tuch die ganze Zeit erfrischt ...

Am dritten Tag ging es dann wieder ab auf die Autobahn...

So, Leute, das war mein kurzer Sommertrip in die Goethestadt Weimar! Aber das war noch nicht alles in diesem ereignisreichen Sommer. Denn das große Ereignis "Sommerlager 2010" stand ja auch noch vor der Sommertür.

Leute, das war einfach toll, mal wieder die bayerische Luft einzuatmen! Ich hatte mal wieder tolle weibliche "Sonnen", die meine Luftküsse, mein "ach Valentin" und das notwendige Kippen meines Rollstuhls super gemeistert haben! Und dann gab es noch Lagerfeuer, Andachten mit Gesang, Ausflüge, einfach mal chillen, und ab und zu das legendäre "ach Valentin"....
Das Wetter war am Anfang strahlend schön, aber Pustekuchen - es wurde während der Lagerwoche immer grauer! Aber ich hab gesagt: "Ich will nicht in die Turnhalle umziehen, ich will im Zelt bleiben!"
Es werden übrigens immer wieder neue Betreuer gebraucht; also Leute, das ist ein Appell: macht das Lager im nächsten Jahr mit!

Sonntag, 18. April 2010

Reiselust

Also Leute, in Berlin ist es ja immer noch toll, aber wenn du von der Mama zu hören kriegst: "Übrigens, die Einladung zum diesjährigen Sommerlager liegt auf dem Buffet", dann denkst du nur noch an das Sommerlager! Es war die ganze Zeit gar nicht so sicher, daß ich da wieder mal die Betreuer becircen kann, weil wir jetzt so weit weg wohnen. Aber meine Mama hatte eine Superidee: Meine Erzeuger machen zeitgleich auch in Bayern Urlaub und nehmen mich einfach mit nach Bayern. Auf dem Hinweg nächtigen wir irgendwo vor München, und beim Rückweg machen wir in einem Rutsch durch.
Aber Leute, nicht daß ihr meint, das wär alles! Bei weitem nicht! Ich sag nur: Weimar! Ich hatte mir nämlich zu meinem Wiegenfest eine Städtereise gewünscht, und siehe da, ich habe einen Gutschein gekriegt und einen Reiseführer - für Weimar! Wir fahren über Himmelfahrt dahin und nächtigen in einer Ferienwohnung.
Und dann machen wir auch noch eine Fahrt nach Bad Saarow. Jetzt wundert ihr euch und denkt "Warum fahren die denn nach Bad Saarow?" Aber das kann ich euch sagen: Da ist eine Therme, die hat ganz warmes Wasser - Badewannentemperatur! Und Massagedüsen, und es gibt einen Lifter für Behinderte, um sie ins Wasser zu heben.
Und noch ein Highlight! Im September geht's auf die Insel Rügen, und zwar mit der WG, bzw. mit zwei anderen aus der WG - Kerstin und Devid.
Leute - der Oberhammer, wieviele Reisen ich dieses Jahr unternehme!!! Am meisten freue ich mich aber auf Bayern! Ich bin schon zehnmal beim Sommerlager dabei gewesen, und das Tolle ist, die haben handschriftlich dazugeschrieben, sie würden sich sehr freuen, wenn ich da wieder mitmache!
Also Leute, wenn ihr mich im August nicht in Berlin findet, dann wißt ihr, ich genieße die oberbayrische Luft und werde gerade von einem hübschen Betreuer umsorgt!

Sonntag, 14. März 2010

Hoffnung

Leute, man soll die Hoffnung nie aufgeben.
Warum ich das sage? Papas Schwester, meine Tante Annegret, liegt im Krankenhaus in Wangen. Und es sieht nicht gerade rosig aus. Deshalb fährt Papa morgen nach Wangen, um sie zu besuchen. Am liebsten würde ich ja mitfahren, aber ich werde anderweitig benötigt, nämlich im Stift bei Johannes, Kerstin, Sandra, Marnie, Uli, Simon usw.
Also Leute, wenn man so auf der Intensivstation liegt und an diese Geräte angeschlossen ist und nichts selber machen kann, dann denkt man irgendwann: "Oh Gott, bitte nicht ich." Ich hab das jedenfalls gedacht, als ich nach meiner Rücken-OP auf der Intensivstation war. Und ich stelle mir vor, daß Annegret jetzt so ähnliche Gedanken hat, und dann wünsche ich mir, daß sie Papas Gegenwart spürt und daß es ihr dann besser geht.
Ich hab damals Mamas und Annas Gegenwart gespürt; das hilft einem schon, wenn man weiß, Mama oder Papa oder Anna sind da und halten Hand, oder kühlen einem die Stirn, oder sie lesen einem was Aufbauendes vor.
Ich glaube, es hilft Annegret auch ein bißchen, wenn man an sie denkt und ihr gute Gedanken schickt.
Also, Leute, gebt nicht auf, und wenn es mal Probleme gibt, dann denkt an meine Worte, daß man die Hoffnung nicht aufgeben soll!

Sonntag, 31. Januar 2010

Good bye, Martin

Also, Leute, ich muß mir was von der Seele schreiben. In drei Wochen hat das "Ach-Jenny" ein Ende. Zur Erklärung: Jenny ist die tolle Freundin von dem Zivi Martin, und wir spielen immer "Martin und Jenny", wobei ich oft die Rolle von beiden übernehme, und deswegen "haaach Jenny" hauche.
Und Martins Zeit als Zivi bei uns in der Wohngruppe geht in drei Wochen zu Ende! Und deswegen steht es um meine Stimmung zur Zeit nicht gerade rosig. Ich weiß, daß er nur Mitarbeiter auf Zeit war, aber für mich ist das nochmal was anderes. Du kommst in die Wohngruppe, und ein strahlender Martin empfängt dich und fragt: "Wie war's in der Uni?" (Jenny studiert Elektrotechnik in Senftenberg).
Wie gesagt - wir spielen das oft, vor allem montags, da holt er mich immer um zwölf Uhr von "Spagart" ab (Spagart ist eine Tagestruktur auf dem Gelände; um das zu auszuführen: wir machen da immer verschiedene Sachen, zum Beispiel Drehbücher ausdenken, oder einen Film drehen, oder Seidenmalerei, oder dienstags kochen wir usw.).
Ich kann mir das noch nicht so vorstellen, daß er in drei Wochen seinen Zivildienst beendet. Für mich geht oder besser, für uns alle in der WG, verschwindet dann ein ganz wichtiger Anziehungspunkt. Das klingt jetzt so, als ob der Martin der einzige Anziehungspunkt wäre. So meine ich das ja nicht! Es sind schon noch viele andere "Sonnen" da, ich sag nur, Frauke, Uli, Mani, Gerhard, Anja...
Nichtsdestotrotz, es ist schon irgendwie doof, wenn du weißt, in drei Wochen geht mein "Schatz" und unser Senftenberg-Spiel ist erstmal vorbei.
Ich hoffe sehr, daß ich einen neuen Zivi begeistern kann mit meinen Dialogkünsten!